Via Francigena

Unterwegs auf dem Frankenweg: Romainmôtier
Unterwegs auf dem Frankenweg: Romainmôtier

 

Nach zwei Jahren endlich ein Wiedersehen in Romainmôtier! Damals wollte ich die alten Fernwege, die durch den waadtländer Jura verlaufen, selber erkunden. Ich entschied mich für die Via Francigena, aber die täglichen schweren Gewitter im Sommer 2021 haben einen Strich durch die Rechnung gemacht. So habe ich den Start der Fernwanderung in diesem Frühling neu vorgenommen. Am ersten Tag bin ich in Ste-Croix, nahe der französischen Grenze, gestartet und den Berg hinunter bis Vuiteboeuf gestiegen. Während des Abstiegs gab es schöne Erlebnisse wie wunderprächtige Orchideen am Wegrand und zwei Rehe, die meinen Weg wenige Meter vor mir kreuzten.  Auch bewunderte ich einen Teil des alten Salzweges aus dem Mittelalter mit den in Stein gehauenen Vertiefungen für die Karren. Später ging es nach Baulmes, Rances und Valeyres-sous-Rances. In einem der Dörfern, die mich an meine Heimat im solothurner Jura erinnern, schreckte ich eine kastanienbraune Ratte auf. Husch, husch war sie verschwunden. Ich genoss die frischen Matten mit der Vielfalt an Gräsern und Blumen und die Wälder waren noch mit frischem hellgrünen Laub und rochen fein. Die Bauern waren nach den vielen Regentage intensiv an der Vorbereitung des Ackerbodens. Und ich begegnete vielen, vielen Kühen und auch Schafen, die genüsslich weideten. Die erste Etappe auf dem Frankenweg beendete ich in Orbe. Am Ziel taten meine Füsse weh und doch war ich zufrieden über die zurückgelegte Strecke und freute mich über die Erlebnisse. Am nächsten Tag startete ich vom letzten Ort aus und wanderte erst dem Fluss Orbe entlang. Bereits in der ersten halben Stunde sah ich Alpakas, Wallabys und einen hübschen Eichelhäher. Und immer wieder kreuzten mich freundliche Fussgänger und Radfahrer, die nett grüssten und ab und zu ein 'bon appétit' oder 'bonne journée' wünschten. Dann ging es bergauf Richtung Bretonnières und später stand ich am Dorfeingang von Romainmôtier. Als ich die Kirchspitze der romanischen Stiftskirche des ehemaligen Klosters sah, musste ich ein Foto machen. Ich besuchte die Kirche kurz und ging dann auf der Pilgerroute weiter. Denn mit Gott sprechen, ging an diesem Tag in der Natur gehend einfacher als in der Kirchenbank sitzend. Ich ging bergab durch Wälder und erreichte mein nächstes Ziel: La Sarraz. Ich freute mich über die geschaffte Strecke und die motivierende Erfahrung. Ich war alleine unterwegs und doch nie einsam. Obwohl ich müde von der Anstrengung war und die Beine schmerzten, dachte ich während der Heimreise im Zug bereits darüber nach, wann ich die nächste Etappe unter die Füsse nehmen werde. 

 

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